Vom kessen Flirt mit dem Faschismus

Ja, wofür steht sie denn wohl, die AfD, Frau Miosga?

Am Sonntag, dem 21. April 2024, grauste mich ab 21.45 Uhr mal wieder eine Sternstunde des deutschen Journalismus an: Nach dem „Polizeiruf 110“ erschien Caren Miosga mit ihrer Talkrunde im Ersten.

Nanu, hatte sie als ersten Gesprächspartner etwa ihren Jugendschwarm geladen? Denn so kuschelig erotisierend lächelte sie ihrem Gegenüber ins Gesicht und säuselte ihn mit ihrer ersten Frage an, als ob sie endlich ein Date haben wollte: Wie viel Geld er denn gerade bei sich trage?

Ich dachte, ich seh und hör nicht richtig. Denn der von ihr Angewanzte war der Co-Chef der AfD, die rechtsradikale Seele des deutschen Handwerks, der Schutzpatron Frauen verachtender Säulen seiner Partei wie Maximilian Krah oder Petr Bystron, der untertänige Verehrer seines unehrenhaften Ehrenvorsitzenden, „Vogelschiss“-Alexander Gauland: Tino Chrupalla, Totengräber der besten Demokratie, in der wir je lebten.

Keine Sternstunde des Journalismus!

Ach, war das ein Lachen und Charmieren von Caren und Tino! Jeden Moment dachte ich: Jetzt küssen sie sich über den Tisch hinweg oder fußeln schon längst unter demselben. Mit anderen Worten: Es war zum Kotzen und zugleich ein Ausblick auf die Zeit der dräuenden AfD-Diktatur, in der nur noch liebevolle Fragen von JournalistInnen an die Mächtigen erlaubt sein werden. Anstatt anbiedernd zu lächeln, hätte Frau Miosga doch sofort beinhart in medias res gehen können, gehen müssen, den Lügenlippigen festnageln, so wie es – echtem Journalismus sei Dank! – Nadine Lindner, Korrespondentin des Haupstadtstudios von Deutschlandradio, dann tat. Sie brachte Chrupalla, diesen eitel wiehernden Hengst auf seinem Galopp in die Diktatur, mit Hilfe mancher Hindernisse so ins Straucheln, dass er sein wahres Wesen – sprich: innere Leere – zeigte und zum wütend kläffenden “Köter” degenerierte.

Caren Miosga hingegen stellte auch ihre späteren Fragen, endlich aufs Entlarven des zuvor “Geknutschten” bedacht, stets mit einem Nicht-so-gemeint-Strahlefrau-Gesicht. Es zeigte sich, was ich allerdings auch bei ihren KollegInnen immer wieder sehe: Diese fehlende Wut angesichts einer Partei, die zwar ständig das Grundgesetz beschwört, aber alles dafür tut, dass wir alsbald die Neuauflage des Dritten Reiches erleben.

Ich sehe Deutschland durch die gehenkten Augen meines Vaters Hans Frank, Hitlers Generalgouverneur im besetzten Polen und Massenmörder. Er strahlt mich inzwischen vom Totenfoto nach seiner Hinrichtung an, kichert dabei: „Siehst Du, Bübchen, wir kommen wieder!“

Es ist richtig, die AfD-BonzInnen einzuladen. Sie müssen aber ohne Anbiederei zur Rede gestellt, bei jeder Unwahrheit und Abschweifung sofort zur Brust genommen und ihnen direkt ins Gesicht gesagt werden, dass sie „Lügner“, „Schwafler“ oder „Frauenverächter“ seien. Als Zusammenfassung ihrer schleimigen Aussagen würde ich auch gerne mal dieses Urteil hören: „Meine Güte, sind Sie widerlich!“

Neutralität von ModeratorInnen endet dort, wo es um die Rettung unseres liberalen Rechtsstaates geht.

Die Deutschen verstecken ihren ohnehin kaum vorhandenen Furor democraticus gern hinter der Parole von der Toleranz. Doch diese höfliche Zurückhaltung hilft nur Feinden unserer Demokratie, wie sie sich in der AfD versammelt haben. Und deren Sprache ist alles andere als von Toleranz gesättigt.

Bei Miosga ging es natürlich auch um Chrupallas heißen Lendenwunsch nach einem Babyboom. Den Winzlingen werden sicher schon in der Wiege Flachzangen, Drillbohrer und Schweißbrenner in die Fingerchen gedrückt, damit sie später als Handwerker die Infrastruktur eines reinrassigen Deutschlands fachmännisch absichern können. An dieser Stelle muss ich nicht gendern, denn die weiblichen Babys werden nach ihrer Reifung in der kommenden AfD-Diktatur eh nur als wärmende Umhüllung von Eierstock und Gebärmutter gesehen.

Man kommt an FreundInnen der Diktatur nie mit Fakten ran. Was sie aber schmerzt und schäumen lässt: Wenn man sie veralbert. So reimte ich in meinen zukunftweisenden (!) Bücherl „Zum Ausrotten wieder bereit?“ für den Co-Parteivorsitzenden ein Lied in seinem Ungeist. Auf den Veranstaltungen der AfD tritt der Geilgliedrige nur in Shorts mit freiem Oberkörper auf, zerdätscht zunächst mit einem Hammer Antibabypillen, dann zerbeißt er einzeln einen Packen mit Präservativen, um sie angeekelt auszuspucken. Dabei tanzt er nach einer Choreographie von Beatrice von Storch zwischen den seufzend hingerissenen AfDlerInnen und singt mit der für ihn maßgenau angefertigten Hasenpfote in der Hose diesen unterleibsaufputschenden Song, den Alice Weidel auf einer echt deutschen Harfe aus Eichenholz zupfend begleitet:

Verhütung ist uns arger Graus,
Wir müssen schnackseln, ficken, rammeln.
Wir Deutschen müssen Babys sammeln,
Sonst ist’s mit unsrer Rasse aus.

Die AfD, die geile Truppe…

Ihr Männer, greift an ihre Brüste,
Ihr Frauen, greift nach ihrem Schwanz,
Besteigt euch dann mit Eleganz,
Entladet eure heißen Lüste!

Die AfD, die geile Truppe,
Ist Deutschlands coolster Lebensborn.
Verstößt das Fremde voller Zorn,
Die Nächstenliebe ist uns schnuppe.

Drum zeuget, zeuget und gebärt!
Wir brauchen jede Leibesfrucht.
Gebenedeit sei unsre Sucht,
Wir sind des echten Deutschseins Herd!

PS: Während der letzten Lesungen aus meinem „Ausrottungs“-Bücherl verließen zu meinem Erstaunen Zuhörer und Zuhörerrinnen entsetzt den Raum – empört ob meines verbalen Schmutzes. Ach, empfänden diese von meiner schmutzigen Schreibe so Angewiderten doch den gleichen Abscheu vor der AfD!

Und vor TV-ModeratorInnen, die ohne demokratischen Zorn nur eitel dahinlabern….

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