Was ist nur mit deutschen Ärzten und Psychiatern los?

Am 14. April verstarb meine Frau. Hannelore war der Anker meines Lebens. Ich war und bin verzweifelt. Natürlich weiß ich, dass ich unter Menschen gehen, mich in Haus und Garten beschäftigen muss, vor allem aber weiß ich als Schreiberling, dass ich an meinem nächsten Projekt, einem Kinderbuch, weiterarbeiten muss. Doch wird mein Schreiben immer wieder durch entsetzliche Heulorgien tiefster Verzweiflung durchbrochen.

Also machte ich mich auf den Weg zu Ärzten und bat sie um ein Mittel, das mich positiv stimmt, mich begeistert Worte, Sätze, Dialoge finden lässt und mir vielleicht auch – wenn mir etwas gelungen ist – zu einem kleinen Glücksgefühl verhilft.

Doch was bekam ich verschrieben? Ein Dreckszeug an Tabletten, auf deren Beipackzettel ich lesen konnte, sie würden mich wegdämmern lassen, phlegmatisch, wurschtig, lätschert machen und als köstliches Nebenprodukt sogar Teile meines Gehirns lahmlegen!

Denken diese medizinischen Knallchargen nicht ein einziges Mal ans Bruttosozialprodukt, das ich zumindest um ein zehn Milliardstel steigern könnte, wenn das Kinderbuch publiziert wird?

Meinen wunderbaren Hausarzt hab ich gar nicht erst besucht, weil ich schon ahnte, was mir bevorsteht. Den brauche ich aber noch für den Rest meines Lebens.

Am schlimmsten gebärdete sich der oberste Psychiater eines Psychiatrie Zentrums. Ein groß gewachsener, grobknochiger Mann, dessen Psyche trotz berufsbedingt vorgenommener Selbstanalysen genauso gebaut zu sein schien. Ich drückte ihm als Mitbringsel mein Buch „Der Vater“ in die Hand und sagte: „Sie brauchen nur die ersten zehn Seiten zu lesen, dann merken Sie, dass ich nie etwas in mich hineingefressen habe! Ich habe meine Frau verloren, die ich über alles liebte. Ich schlafe dennoch gut, heule indes tagsüber immer wieder wie der berüchtigte Schlosshund, was ich nicht will. Ich will konzentriert arbeiten. Ich brauche von Ihnen entsprechende Tabletten, die ich gezielt einnehmen werde.“

Und was antwortete dieses empathielose Gestell? „Das kann ich nicht machen.“

„Warum nicht? Ich bin gesund. Nur werde ich von Verzweiflung zerfressen. Ich will leben!“

„Was ich tun kann, Herr Frank, ist, Ihnen Gespräche anzubieten. Aufputschmittel verschreiben kann ich nicht. Ich bin den Richtlinien meines Instituts verpflichtet.“

„Herr Professor, Ihnen sitzt keine ´Richtlinie´ gegenüber, sondern ein 83-jähriger Mensch, der ohne Verzweiflungsschübe tagsüber arbeiten will. Ich bin auch bereit, Ihnen täglich per Mail zu berichten, wie es mir geht.“

„Trotzdem. Ich kann Ihnen solche Tabletten nicht verschreiben.“

„Sie wissen schon, dass Sie mich damit auf die Straße schicken?“

Er zuckte nur die Schultern.

Ich stand auf und ging. Seine Rechnung, auf der sicher etwas von „Intensiver Beratung“ stehen wird, kommt noch…

Ich fordere die deutschen Ärzte auf, sich nicht immer ängstlich hinter irgendwelchen Sucht-Verhinderungsgesetzen zu verbarrikadieren, sondern Anti-Junkies wie mir in einer vorübergehenden Notlage gezielt zu helfen!

Dringliche Frage: Traut sich irgendwer in Deutschland mir zu helfen?

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