Hubert Aiwangers ehrliche Antworten auf Söders Fragen

Recherche ist alles!

Es ist mir – wieder mal durch glänzende Recherche – gelungen, Hubert Aiwangers ursprünglich verfasste Antworten auf Markus Söders 25 Fragen zu finden. Seine Vertrauten mussten ihn wohl auf Knien beschwören, seine ehrlichen Antworten so umzuschreiben, wie sie Söder dann bekam und veröffentlichte!    

 1. Wieso waren die Flugblätter in Ihrer Schultasche? Was wollten Sie damit, wieso haben Sie die Flugblätter nicht sofort vernichtet/weggeworfen?                                                  
Mit dem Rest meiner Flugblätter wollte ich meine Leberkässemmel einpacken. Dann waren sie mir aber doch zu kostbar, und ich hab stattdessen meine Leberkässemmel (übrigens mit süßem Senf aus Niederbayern, musst auch einmal probieren, Markus!) weggeworfen und so vernichtet.                                                   

2. Haben Sie das Flugblatt weiterverbreitet?                 
Natürlich! Und das gebe ich deswegen zu, weil Du mich nicht rausschmeißen kannst: Du bist jetzt mein Komplize!                         

3. Warum ist der Verdacht damals auf Sie gefallen?               
So eine depperte Frag! Alle wussten doch, was ich so im Kopf hab: Das hab ich eben zum schönen Text raus lassen.

4. Wie, weshalb und von wem wurde Ihre Schultasche durchsucht?
Ein miserabliger Saukerl von einem „Freund“ hat mich an den Direktor verpfiffen. Später hat er natürlich die Sozis gewählt. Durchsucht haben meinen Ranzen der Direktor und die Schulsekretärin, dieses Weibsbild, das grauslige! Was mich noch heute freut: Beide haben sich mit dem Senf von meiner weggeworfenen Leberkässemmel die Finger dreckert gemacht.                                                                            

5. Wie viele Exemplare des Flugblatts wurden in Ihrer Schultasche gefunden?
25 Stück. Die anderen 155 hatte ich schon verteilt.                                                                                                    

6. Auf welcher Schreibmaschine wurde das Flugblatt geschrieben?
Schon wieder so eine Blödhammel-Frage! Hoffst Du schon leicht Gwamperter, dass es Heinrich Himmlers persönliche Schreibmaschine war, die mich gezwungen hat, den Flug durch den Kamin von Auschwitz als ersten Preis aufs Papier zu hacken?

 7. Wer hat das Flugblatt erstellt? Wo und an wen sollte es verteilt werden?
Noch einmal: Ich wars! Und grad pfundig wars! Meinen Bruder hab ich nur vorgeschoben. Er kriegt aber ab sofort 35% meiner Einkünfte. Schau, Markus Buberl, damit musst Du jetzt leben, aber ich versprech Dir, dass Du mein 3. Stellvertreter wirst, wenn ich mit der AfD und Deiner CSU die nächste Regierung bilde.

8. Wie viele Exemplare des Flugblattes wurden erstellt? 
Nur die 25! Wenn mich der Mistkerl nicht verraten hätte, hätte ich noch Hunderte gedruckt und aus dem Gymnasium einen heiligen Gedächtnisort für mein ewiges Idol Adolf Hitler gemacht. 

9. Wann und wie wurde Ihnen die behauptete Urheberschaft Ihres Bruders bekannt?
Als das Kommunisten-Blatt Süddeutsche Zeitung den Artikel über mich brachte, hab ich gleich meinen Bruder angerufen und ihm den Deal vorgeschlagen. 

10. Waren Sie überrascht, als Sie das Flugblatt erstmals gesehen haben? Wie haben Sie es damals bewertet?
Was heißt „überrascht“? Ich habs doch selber geschrieben! Bewertet hab ich’s mit „pfennigguat!“, weil’s mein Herzblut war. 

11. Haben Sie das Flugblatt gemeinsam mit Ihrem Bruder erstellt? Wieso beginnt der letzte Satz des Flugblattes mit “Wir”, wer steckt hinter dem “Wir” (“Wir hoffen auf zahlreiche Teilnahme”)? Waren an der Erstellung des Flugblattes noch andere Personen beteiligt?
Hast Du Deinen Arsch offen? Wie oft soll ich es denn noch hinschreiben??? Ich wars, Du Depp! Ich hatte das dauernde Schuldgetue um diesen Holocaust so was von satt!                                                                                                    

12. Wieso thematisiert das Flugblatt Auschwitz, Dachau etc., wenn Ihr Bruder verärgert über die Schulleitung, Lehrer und sein Sitzenbleiben gewesen sein soll? Wer war mit “Volksverräter” gemeint?
Pass nur auf, dass ich Dich nicht auch bald zum Volksverräter erkläre! Ich bin ein Niederbayer, was kümmern mich die Juden? Auschwitz und Dachau kannte damals schon oder noch ein jeder, und ich bin froh, dass durchaus überhaupt gar keine Juden nicht mehr da sind! 

13. Wurden nur Sie selbst zum Direktor einbestellt? Warum? Wurde der Disziplinarausschuss der Schule mit der Angelegenheit befasst?
Der Arschkriecher von Direktor hat mich zammgeputzt. Allein war er, weil er ahnte, dass der Disziplinarausschuss auf meiner Seite gewesen wäre.                                                                      

14. Wieso haben Sie gegenüber der Schulleitung die Verantwortung für das Flugblatt übernommen?           
Ich habe scheinheilig Reue gezeigt und heftig geweint, als mich der Direktor so zammgestaucht hat. Weil meine Tränen aber nix genutzt haben, hab ich ihm gesagt, dass er mich am Arsch lecken kann. Da hat mir der Hundling mit der Polizei gedroht. Da hab i nur gelacht und gesagt: „Die Polizisten kenn ich alle, da werden Sie nix erreichen!“ Da hat jetzt er zu weinen angefangen, und ich hab ihm dann vorgeschlagen, dass ich ein Pfundsreferat über das Judengschwerl schreibe. Da war er zufrieden.

15. Haben Sie vor der Schulleitung zugegeben bzw. eingestanden, dass das Flugblatt von Ihnen stammt? 
Schau halt oben nach, Markus Batzi! Wie heißt das doch so schön: Wahrheitsgemäß hab ich alles beantwortet.

16. Haben Sie das Ihnen als Sanktion auferlegte Referat gehalten?
Mein Referat war die größte Gaudi! Alle haben sie gewusst, dass ich dieses Gfrett nicht mag, und i hab beim Vorlesen gegrinst und mit den Augen gerollt.                                                       

17. Wieso haben Sie keinen Verweis von der Schulleitung bekommen? Wieso wurden Ihre Eltern nicht einbezogen, obwohl Sie noch minderjährig waren?
Angst haben sie halt alle gehabt! Am meisten vorm Kultusministerium in München! Da sind ja damals Gott sei Dank noch genug Originalnazis drinnen gehockt. Und meinen Eltern hab ich nix verzählt.     

18. Haben Sie Ihren Bruder mit dem Flugblatt konfrontiert? Haben Sie ihm klargemacht, weshalb ein derartiger Inhalt absolut indiskutabel ist? Hat Ihr Bruder Einsicht gezeigt?
Mein Bruder hat auch nichts gewusst. Der war mir in seiner politischen Haltung zu unsicher, hat alleweil nach der Demokratie geschielt.

19. Warum hat sich Ihr Bruder damals nicht zu dem Flugblatt bekannt, sondern erst jetzt?
Angebettelt hab ich ihn, dass er die Verantwortung für meinen Geniestreich übernimmt. Ein wirklich braver Bruder. Er hat halt gleich gespannt, dass es um meine Karriere geht.                  

20. Wurde Ihr Bruder, der nach seinen Angaben ständig Meinungsverschiedenheiten mit Lehrkräften hatte und “wegen Kleinigkeiten zum Schuldirektor geschickt” wurde, von den Lehrern (auch) verdächtigt?                                                                                           
Mein Bruder war ein richtiger Lausbub und hat einen Rochus gehabt auf all diese gscherten Hammeln von Lehrern.                                                   

21. Hat Ihr Bruder oder haben Sie häufiger Flugblätter erstellt? Wenn ja, zu welchen Themen?
Nur noch einmal und es sogar 2000 mal verteilt: Mein wunderbares Porträt der Geschwister Scholl, die so demokratisch tapfer Flugblätter gegen das Nazi-Regime verteilt haben und dafür hingerichtet wurden.  (Ha, ha, Markus, alter Bazi, jetzt bist Du reingefallen! Meinst Du wirklich, ich tät je so eppas schreiben??? Nix hab ich mehr gedruckt oder verteilt!) 

22. Gab es in der Schule weitere Vorfälle, bei denen disziplinarisch gegen Sie vorgegangen wurde? Wenn ja, welche?
Das stinkt mir jetzt langsam, Mannderl! Ich weiß nix Weiteres! Und das sag ich Dir: Mir stinkt besonders, dass das alles in die Öffentlichkeit gekommen ist, denn: Allgemein ist dafür Sorge zu tragen, dass der Schutzraum Schule nicht ausgehöhlt wird. Schüler, Eltern und Lehrer müssen sich darauf verlassen können, dass schulische Interna nicht in die Öffentlichkeit getragen werden. (Ab „Allgemein“ sind es die einzigen Sätze, die Aiwangers entsetzter Stab aus seinen echten Antworten in die neuen übernommen hat.)

23. Welche Konsequenzen haben Sie damals aus der Angelegenheit für sich persönlich gezogen?
Diese Angelegenheit hat wichtige gedankliche Prozesse angestoßen – also eigentlich nur einen. Hubsi, hab ich mir gesagt, Du musst viel raffinierter werden! Du darfst die scheiß Demokratie öffentlich nur so klar runterputzen, dass Dich niemand anzeigen kann – bis Du die Macht hast! Und diesen heiligen Eid hab ich damals geschworen und bis heute nicht gebrochen.

24. Wie positionieren Sie sich zu dem Vorwurf, dass auch Ihr weiteres Verhalten bzw. Auftreten zur Schulzeit eine Nähe zu nationalsozialistischem Gedankengut nahegelegt habe, weshalb der Verdacht auf Sie gefallen sei (lt. Presseberichten angeblich Imitationen von Hitler und seinen Reden, “Hitlerbärtchen”)? 
Wenn ich mich so umschaue, muss ich sagen, dass ich schon alleweil auf der richtigen Seite gewesen bin: Überall um mich rum blüht doch in Deutschland wieder das „nationalsozialistische Gedankengut“! Endlich sind wir wieder auf einem guten Weg! Und Du kommst sicher mit, gell?

 25. Gab es weitere mögliche rechtsradikale Aktivitäten in der Vergangenheit?
Nur gemäß meinem heiligen Eid, also ganz gschamig unter der Hand, was mich narrisch machte. Aber ich hoff, dass ich in der Zukunft meine geliebte antidemokratische Sau rauslassen kann! Für Deutschland! Mit Dir an meiner Seite!   

Bussi,

Dein weiterhin Stellvertreter  
Hubsi                                                                                                        

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